Urlaub zu Hause – so schön ist meine Heimat: Luisenstadt

Für viele von uns fällt der Urlaub dieses Jahr ins Wasser. Zumindest, wenn er etwas weiter weg geplant war. Auch mein einer Punkt, den ich für heuer geplant hatte, steht noch auf der Kippe. Also hat die liebe Tanja gefragt, was es denn eigentlich so in der näheren Umgebung gibt. Daraus ist eine Blogparade entstanden. Und ich bin mit der Luisenstadt dabei.

Wo liegt die Luisenstadt eigentlich?

Vll fragst du dich jetzt, ist die Melli nicht gerade erst vor wenigen Wochen von Wien zurück nach Berlin gezogen? Warum denn jetzt Luisenstadt? Und wo soll das eigentlich sein? Ja, du hast recht. Und doch wohne ich in der Luisenstadt. Das ist nämlich ein Stadtviertel in den Berliner Bezirken Mitte und Kreuzberg, oder auch Mitberg, wie ich es liebevoll nenne.

Die Luisenstadt ist benannt nach Königin Luise, Gattin von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (ihm haben wir z.B. auch die Berliner Universität zu verdanken). Sie erstreckt sich zwischen den ehemaligen Stadtwällen (Alte Jakobstraße), der letzten Stadtmauer (Skalitzer Straße/Hochbahn) und der Spree (vgl. Bürgerverein Luisenstadt)

Luisenstadt zur Kaiserzeit, F.A. Brockhaus´ Geogr.-artist. Anstalt, Leipzig, Public Domain

Auf heutigen Karten ist die Luisenstadt so nicht mehr zu finden (seit 1920), doch taucht der Name unter anderem noch durch den Luisenstädtischen Kanal auf (der trockengelegt ist).

Über die geschichtliche Entwicklung der Luisenstadt

Die Entstehung der Köpenicker Vorstadt

Bevor die Luisenstadt 1802 ihren Namen verliehen bekam, war das Gebiet als Köpenicker Vorstadt benannt. In Nähe zu Alt-Berlin und Cölln erwarb Cölln das sogenannte Myrica, ein unbesiedeltes Gebiet vor den eigenen Stadttoren. Hier siedelten sich zunächst Ackerbürger an. Sie entwickelte sich zuerst recht regellos. Im Jahr 1701 erhielt die Köpenicker Vorstadt schließlich Stadtrecht. Zwischen 1734 und 1737 wurde die Berliner Zollmauer um das gesamte, nun als Köpenicker Viertel bezeichnete, Gebiet errichtet. Zur Festungsanlage gehörten u.a. das Hallesche Tor, das Kottbusser Tor sowie das Schlesische Tor.

Die historische Luisenstadt

1802 wurde das Viertel auf Antrag der Bürger in Luisenstadt umbenannt. 1841 wurde sie um das Gebiet zwischen Zollmauer und Landwehrkanal vergrößert und stellte damit die zweite planmäßige Stadterweiterung Berlins im 19. Jahrhundert nach Plänen von C.L. Schmidt und P.J. Lenné dar. Aufgrund von Zuzug von Arbeitssuchenden wurde die Luisenstadt zu „dem Neubaugebiet“ des 19. Jahrhunderts. An vielen Orten kann man die Blockrandbebauung mit Seitenflügeln, Hinterhäusern und im Blockinneren mit einem hohen Anteil an Produktionsstätten, kleineren Manufakturen und Fabriken noch heute sehen.

1920 wurde qua Gesetz die neue Stadtgemeinde Berlin geschaffen. Der Teil südlich des im Jahr 1852 fertiggestellten Luisenstädtischen Kanals wurde Kreuzberg zugehörig, der nördlich des Kanals liegende Teil Mitte. Da der Luisenstädtische Kanal wirtschaftlich bedeutungslos geworden war, wurde er 1858 zugeschüttet. Damit verschwand dann auch der Name Luisenstadt aus den offiziellen Karten.

Nachkriegszeit und Nachwendezeit

Im 2. Weltkrieg wurde die Luisenstadt weitestgehend zerstört. Zudem wurde die Luisenstadt durch die Mauer geteilt in Ostberlin (Mitte) und Westberlin (Kreuzberg). Dadurch wurden die Bereiche auf beiden Seiten der Mauer stark infrastrukturell vernachlässigt. Mit dem Mauerbau wurden die historischen Stadtstrukturen endgültig zerstört. (Geschichtlicher Teil vgl. Luisenstadt Mitte)

Aber auch nach der Wende beherrschten die Luisenstadt langezeit viele Brachflächen, obgleich in hervorragender Innenstadtlage. In den letzten Jahren wird jedoch vermehrt in den (gehobeneren) Wohnungsbau investiert.

Meine Lieblingsorte in der Luisenstadt

Insbesondere nach meiner Zeit in Wien streife ich gerne durch mein Viertel. Es hält so viel unterschiedliches bereit. Gleich mehrere Fußtouren von je etwa 2h hat der Bürgerverein Luisenstadt vorbereitet. Sie sind allesamt in einer Publikation zu finden oder neuerdings als Leseprobe auch online. Außerdem führt der Verein (in Nicht-Corona-Zeiten) die Fußtouren auch immer mal wieder durch. Der Mann hatte das Glück und konnte eine der Touren schon mitmachen.
Tour 1: Spuren der Luisenstadt
Tour 2: Vom Urbanhafen zur Schillingbrücke
Tour 3: Kreuzberg einmal anders – Teil I
Tour 4: Kreuzberg einmal anders – Teil II
Tour 5: Rund um den Mariannenplatz

Historische Kaufhallen und morderne Läden

Die Luisenstadt bietet einige tolle Orte, um verschiedene Dinge zu erwerben. Da wären zum einen die Markthallen.

Die Markthalle Neun/Eisenbahnmarkthalle

Da wär zum einen die durchaus bekannte Markthalle Neun. Hier findet nicht nur (momentan von Montag bis Samstag) ein Wochenmarkt statt, auf dem man allerlei Dinge wie Brot, Kuchen, Käse, frische Pasta, Fleisch, Tofu, aber auch das beste Halva, dass ich in Europa bisher gefunden habe, sondern im Normalfall Veranstaltungen wie der Naschmarkt, der Streetfood Thursday oder auch Vorträge statt. Diese Veranstaltungen entfallen derzeit leider – der Wochenmarkt findet aber dennoch statt. Die Markthalle Neun ist meine liebste in Berlin und ich freue mich schon wieder, wenn endlich wieder ein Naschmarkt stattfinden kann!

Die Markthalle gehört zu den wenigen erhaltenen historischen Markthallen aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde 1891 eröffnet. Erbaut wurde sie nach den Standardplänen des Stadtbaurats Hermann Blankenstein sowie unter Mitwirkung von Architekt August Lindemann. 2011 wurde sie saniert.

Eisenbahnstr. 42/43, Keuzberg
https://markthalleneun.de

Kleine Markthalle am Heinrich-Heine-Platz

Die kleine Markthalle wurde von keinem anderen als Schinkel gebaut. Inzwischen ist hier leider nur noch ein Aldi Markt, da die anderen kleinen Geschäfte sich nicht halten konnten. Insbesondere von außen ist die Markthalle aber dennoch sehr schön.

Aufbauhaus

Im Aufbauhaus am Moritzplatz gibt es sowohl einen großen Bastelbedarf, Modulor, als auch einen kleinen Buchladen. Zudem verschiedene Gastronomie. Ich liebe es durch den Bastelbedarf zu stöbern und komme nur selten ohne etwas heraus 😉

Am Moritzplatz stand übrigens mal das Wertheim-Kaufhaus und einige andere Dinge, wie ein Hotel, ein Theater oder auch ein Café. Die Anlage war von Lenné gestaltet und ein Zentrum der Luisenstadt.

Der luisenstädtische Kanal und das Engelbecken

Den luisenstädtischen Kanal kennst du schon von eben. Auf Teilen des zugeschütteten Kanal gibt es heute einen Fußweg mit Rasenflächen und Sträuchern. Ein wunderschönes Stück Fußweg um beispielsweise zum Ostbahnhof zu kommen oder auch einfach ein bisschen auf einer Bank zu entspannen – mitten auf dem Engeldamm.

Der Kanal selbst erstreckte sich quer durch die Luisenstadt. Vom Urbanhafen bis zum Engelbecken, von dort im Bogen zur oberen Spree. Er wurde in den 1830er Jahren geplant. Auch hier war P.J. Lenné wieder federführend. Der Bau begann 1848 und dauerte bis 1852 an. Er war von großem Nutzen für die bauliche und gewerbliche Entwicklung der Luisenstadt. Aber nachdem Transporte immer weniger mit dem Schiff und mehr mit der Eisenbahn vorgenommen wurden, verlor der Kanal an Bedeutung. In den 20er Jahren wurde er für den Bau der U-Bahn zugeschüttet.

Das Engelbecken erinnert noch heute an den Kanal. Hier liegt ein Teich an dessen Ufer seit einigen Jahren das Café am Engelbecken liegt. So manchen Sommerabend habe ich hier schon verbracht. Die Rhabarberschorle schmeckt ganz hervorragend. Und das Café hat auch derzeit (wieder) geöffnet. Zudem lassen sich im Engelbecken Schildkröten und Schwäne bestaunen. Zudem scheinen die Schwäne gerade Junge bekommen zu haben.

Das Bethanien am Mariannenplatz

Im Gebäudekomplex Bethanien war einst auf Befehl von König Friedrich Wilhelm IV. ein Diakonissenhaus untergebracht. Zudem wohnte Theodor Fontane hier für eineinhalb Jahre. Seit den 1970er Jahren ist hier das Künstlerhaus Bethanien, ein Jugendwohnheim, die Musikschule und das Heimatarchiv von Kreuzberg. Vor einiger Zeit war hier auch das Sozialamt. Vor dem Bethanien erstreckt sich ein Park. Zudem findet hier im Sommer das Freiluftkino Kreuzberg statt.

Der Mariannenplatzh, auf dem das Bethanien steht, ist entweder benannt nach Prinzessin Marianne (1785-1846), welche die Schwägerin von König Friedrich Wilhelm III: war. Oder die Namensgebering ist Prinzessin Wilhelmine Friederike Luise Charlotte Marianne (1810-1883), die Gattin von Prinz Albrecht von Preußen.

Sizilianisches Eis

Meinen nächsten Tipp kenne ich selbst erst recht kurz. Bis dato war mein Eisfavorit im Viertel die Tanne B. Diese wurde nun aber abgelöst von Duo Sicilian Ice Cream. Hier gibt es nicht nur unglaublich leckeres veganes Bitterschokoladen-Eis oder auch Mango-Eis, sondern auch traumhaft leckere Sorten mit Eis. Seit ich auf Empfehlung von Steffi Anfang des Monats recht spontan hierher spaziert bin, war ich nun schon zum dritten Mal mit dem Mann auf einen spontanen Abendspaziergang. Ich werde die Eisdiele sicher bald noch in meinen Mitberg-Eistest aufnehmen! Eine unbedingte Empfehlung! Man kann sein Eis auch mit einem Pistaziencreme-Überguss oder auch einer Cannolo Siciliano toppen. Zudem gibt es Kaffeespezialitäten und Kuchen. Glutenfrei, Vegan und Zuckerfreie Eissorten sind super ausgezeichnet. Und die Preise sind auch sehr in Ordnung für heutige Zeiten.
Skalitzer Str. 77

Und schließlich kann ich dir noch den Tipp geben, unbedingt in offene Hinterhöfe zu schauen. Nicht nur in der Luisenstadt, sondern generell in Berlin. Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt!

Die anderen Beiträge zur Blogparade findest du übrigens hier.

Warst du schon einmal in der Luisenstadt? Was ist dein Highlight?

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