Das erste Quartal 2020

Mehr als ein Viertel des Jahres ist um und gerade die letzten vier Wochen fühlen sich so unendlich lange an. Ich blicke zurück.

2020 Sollte mein Jahr werden. Neuer Job, Umzug zurück nach Berlin, endlich wieder mit dem Mann unter einem Dach leben, endlich wieder nahe bei der Familie und meinen alten Freunden. Ich hatte geplant alle paar Monate nach Wien zu fahren, Freunde besuchen. Und wollte das Leben in vollen Zügen (und wortwörtlich hoffentlich nicht ganz so vollen mit einem Sitzplatz für mich) genießen.

Ein Punkt, auf den ich mich besonders gefreut hatte: Die Kultur in Berlin und Brandenburg auskosten. So hab ich mir noch in Wien eine Jahreskarte fürs Barberini in Potsdam besorgt (mein neuer Job ist in Potsdam) und eine Mitgliedschaft in der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG). Viele Schlösser wollte ich besichtigen und auf die Sonderausstellungen im Barberini hatte ich mich gefreut. Die Jahreskarten für die Berliner Staatlichen Museen wollte ich mir auch noch besorgen. Aber erst haben mich die Nachwehen meiner Grippe daheim festgehalten, dann kamen die Corona-Maßnahmen…

Jahresbeginn – die frohe Nachricht

Aber von vorne. In Vorahnung, dass es vermutlich mein letztes Neujahr in Wien (lebend) sein würde, habe wir in meiner Wiener Wohnung ins neue Jahr gefeiert. Im Hintergrund wartete ich auf eine Antwort auf ein Bewerbungsgespräch kurz vor Weihnachten. Das kam dann in der ersten „richtigen“ Arbeitswoche auch und fiel positiv aus.

Ich hatte zwar beschlossen, im Laufe des Jahres wieder nach Berlin zurückzuziehen, dass es nun so schnell klappt, hatte ich nicht erwartet. Mit dem jetzigen Wissen bin ich aber sehr, sehr froh, dass ich noch rechtzeitig umgezogen bin. Meine eigenen Lehrveranstaltungen hatte ich bereits letztes Jahr gehalten, nun war nur noch mein Kollege dran und die Prüfungen Ende Jänner.

Ein nicht ganz so gesunder Übergang

Doch Ende des Monats bekam ich die Influenza und lag im Bett. Was ich am Montag früh noch für eine Migräne oder Erkältung hielt und weshalb ich auch in den Zug morgens um halb 7 nach Wien stieg, stellte sich als deutlich heftiger heraus. Mit dem Taxi schleppte ich mich am Mittwoch zum Arzt und bekam die Diagnose. Damit war dann auch die Prüfung für mich hinfällig (und ich bin so dankbar über meinen lieben Kollegen, der mir jegliches schlechte Gewissen versucht hat zu nehmen und alleine geprüft hat).

Danach hatte ich meinen Resturlaub, den ich immerhin deutlich geschwächt verbrachte. Im Arbeitsfall hätte es noch eine Krankschreibung gegeben. Ich habe zwischendurch versucht ein bisschen zu arbeiten, aber mehr als 1-2h am Stück ging das nicht. Immerhin konnte ich meinen Parisurlaub antreten, wenn auch sehr eingeschränkt. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich überhaupt noch mal verreist bin – wer weiß, wann das wieder gehen wird.

Auch wenn ich noch bis zum Freitag vor dem Antritt meiner neuen Stelle dauerte, bis ich wieder ganz fit war. Sprich: 7 Wochen vom Ausbruch der Krankheit an. Juhu! Dazwischen lag mein Umzug sowie das Packen hierfür (Danke an die besten Freunde, die wesentlich mehr angepackt haben als ich selbst…), eine Tagung, die ich leider absagen musste und viele Stunden Schlaf.

Sehnsucht und Neuanfang

Inzwischen ist mein Umzug 7 Wochen her – und ich vermisse meine Wiener Freunde! Ich vermisse meinen Chor und ich vermisse es, mal eben ins Kaffeehaus zu gehen. Umso größer ist die Sehnsucht durch die jetzige Situation, wo ich keine Freunde treffen kann, nicht einen Kaffee im Café trinken kann, nicht das kulturelle Angebot nutzen kann – ja nicht einmal in einen Gottesdienst gehen kann. Einen Chor haben wir zwar neu geplant in meiner Heimatgemeinde – doch auch dieser Beginn muss warten, bis er wieder erlaubt ist. Ich fühle mich wie im Standby-Modus, nur dass ich trotzdem funktionieren muss.

Seit 4 Wochen arbeite ich in meiner neuen Stelle, in einem deutlich anderen Bereich als bisher. Und noch im Laufe des ersten Arbeitstages wurde ich ins Homeoffice geschickt und darf mich mehr oder weniger alleine einarbeiten. Es ist genau das eingetroffen, wovor ich vorab Angst hatte. Nur dass ich mir eigentlich einzureden versucht hatte, dass es nicht so kommen wird. Tja, Pech gehabt.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin unheimlich froh! Dass ich diese Zeit in Berlin verbringen darf, wo ich nicht alleine hocke, sondern meinen Mann an meiner Seite habe (Auch dass der noch ins Büro fahren darf und wir uns hier daheim nicht gegenseitig auf den Senkel gehen). Dass ich einen Job habe und ziemlich sicher nicht dank Corona in Kurzarbeit oder die Arbeitslosigkeit geschickt werde. Dass ich damit zu den Priviligierten gehöre, ist mir durchaus sehr bewusst. Trotzdem hatte ich es mir anders erhofft. Und mich insbesondere nach der Grippe wieder so auf ein Leben und auf Kollegengespräche und -kaffees gefreut.

Wie kommt ihr mit der Lage zurecht? Passt auf euch auf!

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