Es grünt so grün

in der 9. Klasse hat meine Deutschlehrerin uns den Film My Fair Lady gezeigt. Direkt danach hatte ich für bestimmt eine Woche einen Ohrwurm von „Es grünt so grün“ und habe meine Freundinnen und Familie damit genervt. Ein paar Jahre später habe ich mir die DVD des Film gekauft und sehr gerne angesehen. Der Film basiert auf den antiken Pygmalion-Stoff. In Pygmalion verliebt sich ein Bildhauer in sein Kunstwerk, in My Fair Lady ein Linguist in sein „erschaffenes Wesen“, der er beibringt, „ordentlich“ zu sprechen. Und ich hatte nicht nur Ohrwürme vom grünen Lied, sondern auch von einigen anderen Liedern.

Vor gut 10 Jahren gab es das Musical My Fair Lady im Admiralspalast und mein Freund schenkte mir Karten. Wieder kamen die Ohrwürmer in mir hoch – und ich schwärmte vom Musical. Jetzt steht in der Komischen Oper das Musical auf der Bühne (andere Inszenierung). Gespannt ging ich vor einigen Wochen mit Freunden hin. Die Komische Oper Berlin bringt häufig moderne Inszenierungen, umso gespannter war ich auf diese.

Das Musical My Fair Lady läuft in der Komischen Oper Berlin in seiner Deutschen Fassung, von Andreas Homoki in die 1920er Jahre versetzt.

Foto: Iko Freese | drama-berlin.de

Von Grammophonen und Berlinisch

Andreas Homoki versetzt das Stück, das übrigens in Berlin uraufgeführt wurde, in die 1920er Jahre. Das Bühnenbild bleibt simpel, er spielt mit verschieden großen Grammophonen, die in unterschiedlichen Szenen in unterschiedlicher Größe teils an der Seite stehen, teils als Mauerersatz zum tanzen und sitzen dienen. Behandelt das ursprüngliche Stück ganz im Labov-Stil unterschiedliche Register des Englischen, geht es in der deutschen Übersetzung von 1961 um den Berliner Dialekt. Die Dame von Welt (und auch der Herr) spricht, insbesondere im Westen der Stadt, keinen Dialekt, sondern Hochdeutsch. Und so soll es auch Eliza Doolittle lernen. Diese wird Katharine Merling perfekt dargestellt. Auch gesanglich ist es ein Traum, was nicht nur Merling, sondern auch ihre Kollegen leisten.

Das Stück macht Lust auf mehr. Mehr Musik, mehr Tanz. Man fühlt sich direkt in die 20er Jahre zurückversetzt und möchte in die nächste Swing-Kneipe und das Tanzbein schwingen. Das Tanzbein wird auch auf der Bühne geschwungen. Sei es ganz in Swing-Manier oder klassisch auf dem Ball. Um hier noch mehr Dynamik als ohnehin schon da ist, hineinzugeben, wird mit der Drehtechnik der Bühne gespielt. Nach dem Abend wird die Bühne selbst schließlich zu einer riesigen Schellackplatte, auf der Eliza allein zurückbleibt und ihren letzten Tanz des Abends im Lied „Ich hätt getanzt heut Nacht“ vollführt.

Das Musical My Fair Lady läuft in der Komischen Oper Berlin in seiner Deutschen Fassung, von Andreas Homoki in die 1920er Jahre versetzt.

Foto: Iko Freese | drama-berlin.de

Empfehlenswerte Inszenierung

Und so gehe ich beschwingt aus dem Abend, sehr positiv von der Komischen Oper überrascht. Ich hatte insgeheim eine schlimme moderne Tradierung erwartet, wurde aber eines besseren belehrt. Ich spiele sogar mit dem Gedanken, noch ein weiteres Mal in eine Aufführung zu gehen. Diese finden noch am 11. und 19. März sowie 1. und 15. April statt. Weitere Infos und Karten gibt es auf der Seite von der Komischen Oper Berlin.

Das Musical My Fair Lady läuft in der Komischen Oper Berlin in seiner Deutschen Fassung, von Andreas Homoki in die 1920er Jahre versetzt.

Foto: Iko Freese | drama-berlin.de

Alle Fotos von Iko Freese | drama-berlin.de.

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