Gin ist in den letzten Jahren wohl zu einer meiner liebsten Spirituosen geworden. Genießen heißt hier das Zauberwort (also lieber selten mal einen guten Gin als oft einen schlechten). Doch wie macht man eigentlich einen guten Gin aus? Das habe ich letztens beim Pop-Up Gin-Tasting herausgefunden.
Der Weinsommelier ist vermutlich jedem von uns ein Begriff. In den letzten Jahren durfte ich auch etwas von Bier-Sommeliers lernen (im Rahmen des Salt and the City) und Brot-Sommeliers kennen lernen. Auch im Bereich Kaffee treten Sommeliers in Erscheinung. Alles kulinarische Bereiche, wo es (nicht nur mir) auf den Genuss ankommt (wenn das dank meiner Gluten-Sensitivität bei Bier und Brot für mich auch eher schwierig ist). In Punkto Kaffee und Wein hat mich Wien noch einiges haklicher gemacht!
Doch seit ein paar Jahren bin ich ebenso Fan von einem Glaserl Gin (oder eigentlich vor allem Gin Tonic) geworden. Warum also nicht auch hier eine Verkostung machen. Da ich es bisher nie zum Gin Festival hier in Wien geschafft habe, hab ich dankbar die Einladung zum Pop-Up Gin-Tasting im Gemischten Satz angenommen.
GIN und Co – London trifft Grinzing | Ein Pop-Up Tasting mit Profis
Nach einer Vorstellung der drei Profis für diesen Abend (Markus Braun | Institut für Spirituosenkultur, Elisabeth Buchinger | Sensorikum sowie Horstmar Dungler | Grinzinger Destille) lernte unsere Runde aus Freunden, Familie und Gin-Interessierten erst einmal etwas über Geruchs- und Geschmackssinn und, dass beide für das, was wir als Schmecken bezeichnen würden, essentiell sind. Daraufhin lernten wir, wie man denn einen Gin überhaupt verkostet.
Sehen – Riechen – Schmecken
Der erste Schritt ist das Ansehen, bei dem bereits eine erste Idee des Geschmacks aufkommt. In einem zweiten Schritt folgt das orthonasale Riechen, das vor der Nase. Dazu das Glas schräg langsam an die Nase führen und anders als beim Wein nicht schwenken. Denn da würden sich der Alkohol direkt verflüchtigen und man würde sich den Geruch durch den Alkohol gewissermaßen betäuben. Hier nimmt man die Aromen auf, die bei Zimmertemperatur vorhanden sind. Beim Kosten gibt es dann die zweite Nase, das retronasales Riechen, wo sich neue Aromen bilden durch den Temperaturunterschied und die chemischen Verbindungen mit unserem Speichel. Man beginnt im besten Fall nicht direkt mit dem ersten Gin, sondern erst einmal mit einem neutralen Alkohol, um die Nase zu „gewöhnen“ und uns zu neutralisieren. Zwischendurch wird mit Wasser neutralisiert.
Das perfekte Ginglas
Wie auch beim Wein gibt es auch für Spirituosen verschiedene Gläserformen. Wichtig ist, dass sie im Idealfall einen Stil oder Sockel haben, damit das Glas angefasst werden kann ohne die Flüssigkeit zu erwärmen (siehe oben orthonasales Riechen). Die zweite Eigenschaft ist die bauchige Form. Im Normalfall wird bis zu dieser dickeren Stelle eingeschenkt. Dadurch vergrößert sich zum einen die Oberfläche der Flüssigkeit, d.h. die bei Zimmertemperatur flüchtigen Aromen können dort bei einer maximalen Oberfläche herauskommen. Durch das Engerwerden des Glases ziehen diese Aromen jedoch nicht im gleichen Tempo durch den „Glaskamin“ heraus, sondern werden etwas aufgefangen und konzentriert. Dadurch können die Aromen mit der Nase deutlich einfacher wahrgenommen werden.
Tasting mit Mehrwert
Besonders gut hat mir an der Verkostung der „wissenschaftliche Ansatz“ gefallen. Alle drei haben auch für den Laien sehr gut verständlich Informationen gegeben, was da wie und warum vor sich geht. Sei es beim Verkosten, beim Brennen, was eigentlich der Unterschied zwischen Gin und Geist und überhaupt bei den verschiedenen Ginsorten ist, … Das Ganze hat mich etwas an so manchen Citizen Science Vortrag oder Workshop erinnert. Vielleicht bin ich da auch beruflich vorbelastet, aber so wird das Tasting nicht nur ein Alkoholevent, sondern auch ein Wissensevent!
Grinzinger Destille – Gins und Geiste
Die verkosteten Gins stammten übrigens allesamt aus der Grinzinger Destille. Dabei geben die verwendeten Aromen/Zutaten die Ginsorte vor. Zudem gibt es bei Horst auch jahreszeitenabhängige Ginsorten. Als Addon haben wir aber auch vom Fruchtschwipserl kosten können. Eine Fruchtsaftspirituose mit 14% Alkoholgehalt. Besonders im Sommer mit einem Frizzante gemischt werde ich darauf bestimmt noch einmal zurückkommen 😉
Also ich kann euch unbedingt empfehlen, wenn ihr die Möglichkeit dazu bekommt, ein Tasting mit Markus mitzumachen. Es wird ganz bestimmt ein interessanter, gschmackiger und schöner Abend! Btw gibt er auch Kurse zum Spirituosenexperten.
Ich bedanke mich für die Einladung und den tollen Abend!